Herr Noirtier

  • Autor: Dumas, Alexander

Nur zehn Minuten später hatte Herr von Villefort sein Hotel erreicht. Er hatte sich gerade zu Tisch gesetzt um zu frühstücken, da erklang die Glocke. Sein Kammerdiener ging, um zu öffnen.

"Nun, wer verlangt nach mir?" Villefort fragte sich, wer von seiner Anwesenheit in Paris wusste.

"Ein Fremder, der seinen Namen nicht nennen möchte."

"Lassen Sie ihn eintreten", befahl Villefort.

Ein Mann von etwa 50 Jahren, schwarzen Haaren und einem Rock der Ehrenlegion kam herein.

"Vater", rief Villefort. Und zu seinem Diener gerichtet: "Germain, lass uns allein."

Herr Noirtier wartete, bis Germain das Zimmer verlassen hatte: "Mein lieber Gérard, du scheinst dich nicht gerade über meinen Besuch zu freuen."

"Ich muss gestehen, ich bin sehr überrascht. Damit habe ich nicht gerechnet."

"Du hast bereits von der Landung seiner Majestät Kaiser Napoleons gehört?", fragte Herr Noirtier.

"Still, Vater. Sie täuschen sich, wenn sie mit der Rückkehr Napoleons rechnen. Er wird in Frankreich keine sechs Meilen zurücklegen, ohne verfolgt und umstellt zu werden."

"Mein lieber Sohn, der Kaiser befindet sich in diesem Augenblick auf dem Weg nach Grenoble, am 10. oder 12. ist er in Lyon, am 20 oder 25. in Paris. Das Volk wird ihm entgegenjubeln und die Tore öffnen."

Nachdem sein Vater gegangen war, machte sich auch Herr von Villefort auf den Weg nach Marseille. Unterwegs erfuhr er, dass Napoleon siegreich in Grenoble eingezogen war.

So, wie es Herr Noirtier vorausgesagt hatte, traf es ein. Napoleon feierte eine beispiellose Rückkehr auf den Thron. Diese Rückkehr sollte zwar nur 100 Tage währen, aber doch änderte sich einiges in dieser Zeit.

Villefort versorgte sein Kreuz der Ehrenlegion gut, und es war nur dem Schutz seines Vaters zu verdanken, dass er als Staatsanwalt nicht abgesetzt wurde. Der erste Staatsanwalt hingegen wurde suspendiert. Die Vermählung mit René wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, bis abzusehen war, wie sich die politische Lage entwickelte.

Herr von Villefort war also für den Augenblick der erste Beamte von Marseille, als eines Morgens die Tür sich öffnete und ihm Herr Morel angekündigt wurde.

Morel versuchte in einem persönlichen Gespräch Villefort davon zu überzeugen, dass aufgrund der neuen Lage Edmond Dantes frei gesprochen werden müsse. Doch ehe Napoleon zu Edmonds Gunsten hätte entscheiden können, verlor er seinen Kampf bei Waterloo und wurde nach St. Helena verbannt, von wo es keine Rückkehr gab.

Herr von Villefort vermählte sich mit René von Saint-Meran. Er war glücklich und sein Glück war vollkommen, als er nach Toulon versetzt wurde. Fort von Marseille, wo er täglich durch den Anblick des Kastells an seine böse Tat erinnert wurde.

Edmonds Vater starb, genau fünf Monate nach Edmonds Verhaftung in den Armen von Mercedes. Herr Morel übernahm die Kosten der Beerdigung.

Caderousse und Fernand wurden an die Waffen gerufen. Der Reeder Morel gab die Hoffnung auf Edmonds Freilassung auf und ernannte Danglars zum Kapitän der Pharao.

Edmond Dantes selbst hörte auf die Tage, Wochen und Monate zu zählen.