Der Kapitän gibt klein bei

  • Autor: Stevenson, Robert Louis

Gegen sechs Uhr morgens frühstückten Alan und ich. Zwar war mein Appetit angesichts des Fußbodens, der mit Glassplittern und Blut übersät war, nicht besonders groß, aber unsere Lage war recht gut. Wir hatten die Offiziere aus ihrer Kajüte gedrängt, besaßen den gesamten Getränkevorrat an Wein und Schnaps und den besseren Teil der Essvorräte. Etwas schadenfroh war ich schon darüber, dass der Kapitän und Mister Riach im Vorderteil des Schiffes bei kaltem Wasser sitzen mussten.

"Verlass dich drauf", sagte Alan, "wir werden sehr bald von ihnen hören. Vom Kämpfen kannst du einen Mann abhalten, nicht von der Flasche!"

Alan und ich kamen sehr gut miteinander aus. Er schnitt einen der Silberknöpfe von seinem Rock ab und schenkte ihn mir: "Ich habe sie von meinem Vater bekommen", erzählte er. "von Duncan Stuart. Ich schenke ihn dir zur Erinnerung an das, was du diese Nacht vollbracht hast. Überall, wo du hinkommst und diesen Knopf vorzeigst, werden die Freunde von Alan Breck dir zur Seite stehen."

Kurze Zeit später rief Mister Riach vom Deck, dass er eine Unterredung wünsche. Ich kletterte mit einer Pistole in der Hand durch das Dachfenster, setzte mich auf dessen Rand und forderte ihn auf, seinen Spruch zu sagen. Eine Weile blickten wir einander wortlos an. Mister Riach hatte nur eine Wunde an der Wange, aber er sah entmutigt und übermüdet aus. Er hatte die ganze Nacht Wache gehalten und die Verwundeten behandelt.

"Der Kapitän möchte mit deinem Freund sprechen. Vielleicht geht das durch das Fenster?"

Ich antwortete: "Welche Sicherheit haben wir, dass nicht wieder Verrat dahinter steckt?"

"Es steckt keiner dahinter; David", erwiderte Mister Riach, "und wenn er schon wollte, so könnte er die Leute nicht zum Mittun bringen und mich auch nicht. Ich habe Angst, Davie." Schließlich fügte er hinzu: "Loswerden wollen wir ihn, verstehst du? Loswerden!"

Wir legten die Bedingungen fest und gaben uns das Ehrenwort auf deren Einhaltung. Aber er hatte noch ein Anliegen: Schnaps! Ich erinnerte mich an seine bisherige Freundlichkeit und gab ihm ein Kännchen Branntwein.

Kurz darauf kam der Kapitän. Er trug einen Arm in der Schlinge und sah ernst, bleich und alt aus. Im Regen blieb er vor dem Fenster stehen.

Alan hielt ihm gleich eine Pistole vors Gesicht.

"Legt das Ding fort!", sagte der Kapitän. "Ich habe mein Wort gegeben!"

"Kapitän", gab Alan zurück, "ich fürchte, Euer Wort ist zerbrechlich. Letzte Nacht haben wir verhandelt, dann habt Ihr mir Euer Wort gegeben und darauf Eure Hand zur Bekräftigung. Ihr wisst selbst, wie das Ende aussah. Verdammt sei Euer Wort!"

"Gut, gut", sagte der Kapitän, "aber wir haben andere Dinge zu besprechen. Ihr habt meine Brigg böse zugerichtet. Ich habe nicht mehr genug Leute zum Dienst, und mein Erster Offizier hat Euren Degen in den Leib gekriegt und ist krepiert. Es bleibt mir nichts übrig, Sir, als nach Glasgow zurück zu segeln und neue Leute anzuheuern. Dort werdet Ihr aber Leuten begegnen, die Euch anders zur Rede stellen werden."

"Nun", sagte Alan, "ich werde ihnen auch was zu erzählen haben. Fünfzehn Seeleute auf einer Seite, ein Mann und ein halber Junge auf der anderen. Nein, so geht das nicht! Ihr müsst mich genau dort an Land setzen, wo wir vereinbart haben."

"Hm", gab Hoseason zurück, "aber mein Erster Offizier ist tot, das wisst Ihr am besten. Keiner von uns anderen kennt die Küstengegend hier. Dabei ist sie sehr gefährlich für Schiffe."

"Ihr habt die Wahl", sagte Alan. "Setzt mich auf trockenen Boden, wo Ihr wollt, aber nicht weiter als dreißig Meilen von meinem eigenen Clanland. Das ist ein breites Fahrziel. Wenn Ihr das verfehlt, müsst Ihr Euch auf das Führen eines Schiffes so wenig verstehen wie auf das Kämpfen. Ich bleibe bei meinem Angebot: Dreißig Guineen, wenn Ihr mich an der Küste, sechzig, wenn Ihr mich in der Bucht von Linnhe absetzt."

"Damit setze ich die Brigg aufs Spiel, Sir", gab der Kapitän zurück, "und Euer eigenes Leben dazu."

"Wie Ihr wollt!", entgegnete Alan.

"Könntet Ihr uns denn steuern?", fragte Hoseason mit gerunzelter Stirn.

"Ich weiß es nicht sicher", sagte Alan, "denn ich bin mehr ein Kämpfer, das habt Ihr ja gesehen. Aber ich bin an dieser Küste oft abgeholt und abgesetzt worden. So ungefähr müsste ich die Gegend schon kennen."

Der Kapitän schüttelte noch immer den Kopf. "Wenn ich auf dieser unseligen Fahrt nicht so viel Geld verloren hätte, würde ich Euch lieber an einem Seil hängen sehen, als meine Brigg der Gefahr auszusetzen! Aber es soll geschehen, was Ihr wollt. Sobald der Wind günstig steht, machen wir uns das zunutze. Doch noch etwas anderes: Wir könnten einem Schiff des Königs begegnen. Was dann?"

"Kapitän", erwiderte Alan, "wenn Ihr einen königlichen Wimpel erspäht, dann habt Ihr Euch schnellstens davon zu machen. Jetzt schlage ich Euch erst einmal einen Tausch vor: eine Flasche Schnaps gegen zwei Eimer Wasser!"

Natürlich wurde dieser Vorschlag angenommen, und wir konnten endlich in der Hütte alles abwaschen.