Der Teufel als Onkel

  • Autor: Autor Unbekannt

Mehr als 300 Jahre ist es schon her, dass ein Bote seinen Weg zwischen Schwerte und Hamm machte und einem ganz üblen Mann auf die Schliche ging. Als sich der Bote nämlich nachts auf sein Lager zum Schlafen legen wollte, übergab er dem Wirt des Hauses, in dem er untergekommen war, sein Geld zur Aufbewahrung.

Doch dieser war kein guter Kerl, sondern nahm das Geld an sich, legte dem Boten wertloses Zinnzeug statt des Geldes in den Sack und klagte ihn am nächsten Tag, als der Bote wieder aufbrechen wollte, obendrein noch des Diebstahls an.

Die Zeiten waren hart, und so verurteilte das Gericht den unschuldigen Boten zum Tode. Am Tage vor seiner Hinrichtung klopfte es plötzlich an die Zellentür des Gefangenen. Niemand anders als der Leibhaftige selbst stand vor der Tür. Er versprach dem Boten, ihn zu befreien, wenn dieser sich in seinen Dienst stellen würde.

Doch der Bote wollte lieber unschuldig sterben, als sich auf ein solches Geschäft einlassen. Da sagte der Teufel: „Ich sehe, dass du wirklich ein ehrlicher Mensch bist. Und so will ich dir helfen, auch ohne dass du in meine Dienste trittst. Ich befreie dich morgen. Schließlich bekomme ich ja den anderen für meine Aufgaben!“ Dann sagte der Teufel dem Mann noch, was er am nächsten Tag zu tun habe.

Am nächsten Morgen wurde der unschuldig Verurteilte tatsächlich zum Galgen geführt. Er stand schon auf der wackeligen Leiter, als er von weitem einen Reiter in scharlachrotem Mantel sah.

„Mein Onkel kommt“, sagte der Bote. So hatte es ihm der Teufel aufgetragen. Und fügte hinzu: „Lasst mich noch ein paar Worte mit ihm wechseln.“ Die Obrigkeit erlaubte es, und so sprach der Mann leise mit dem Mann im roten Mantel, der natürlich nicht sein Onkel, sondern der Teufel höchstpersönlich war.

Und dieser rief plötzlich: „Mein Vetter ist unschuldig. Der Wirt hat sogar meinen Vetter bestohlen!“ Nun meldete sich der Wirt zu Worte, der der Hinrichtung bewohnen wollte: „Das ist eine Lüge! Der Bote hat mich bestohlen!“ Da trat der Satan vor den Wirt und sagte: „Soll dich denn der Teufel holen, wenn du lügst?“ Die Frage konnte der Wirt natürlich nur mit „Ja“ beantworten, wusste er doch nicht, wer vor ihm stand.

Kaum aber hatte der Wirt das kleine Wörtchen „Ja“ ausgesprochen, da packte ihn der Teufel in dem roten Mantel, nahm ihn auf der Stelle mit sich und beide erhoben sich vor den Augen der Anwesenden in die Lüfte.

Nun erkannten alle, dass der Bote nicht gelogen hatte und unschuldig war. Er wurde freigesprochen und erhielt sogar sein Geld wieder, das man schließlich noch im Haus des Wirtes gefunden hatte.