Mit Aggressionen umgehen

Je länger eine Situation dauert, in der man sich mies gemacht, ignoriert oder nicht anerkannt fühlt, umso mehr fühlt man sich in die Ecke gedrängt und bedroht. Ein ungutes Gefühl braut sich zusammen: Man spürt den Drang etwas zu unternehmen, um sich Luft zu verschaffen und sich gegenüber dem Angreifer zu behaupten. Oder, anders ausgedrückt: Man wird aggressiv.

Was sind Aggressionen und wie entstehen sie?
Unter Aggression versteht man die Energie und die Bereitschaft, sich gegenüber anderen zu behaupten. Aggressionen sind an sich nichts Schlimmes - es kommt vor allem darauf an, wie man sie ausdrückt. Wenn jemand versucht, sich soweit zu behaupten, dass er oder sie auf seinem Gebiet ganz vorne mit dabei ist und dafür viel Energie und Zeit dafür verwendet, dann spricht man von Ehrgeiz und Zielstrebigkeit. Diese Art von Aggression ist in der Gesellschaft anerkannt und sogar sehr erwünscht. Ganz anders ist es, wenn jemand, um sich zu behaupten, andere anschreit, schlecht über sie spricht oder ihnen falsche Informationen gibt. So ein Verhalten ist hinterhältig - es ist eine Form von psychischer und verbaler Gewalt. Am auffälligsten und am meisten geächtet sind Aggressionen in Form von körperlicher Gewalt, also Schlagen, Treten und Schubsen.

Wie kommt es zu Aggressionen? Wenn man sich unter Druck gesetzt und angegriffen fühlt, hat man zwei Verhaltensweisen zur Wahl - fliehen oder sich dem Gegner stellen. Meistens ist es nicht möglich, einfach davonzulaufen. Was passiert? Um sich zu behaupten, gehen viele zum Gegenangriff über, wobei sie ihre Aggressionen auf eine Art ausdrücken, die anderen schadet: Sie werden gewalttätig. Gewalt - egal, ob als verbale oder körperliche Gewalt, ist nicht erlaubt.

Was tun? Jeder muss lernen mit seinen Aggressionen so umzugehen, dass sie niemanden beeinträchtigen. Noch besser ist es, wenn alle versuchen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Gewaltbereitschaft nicht so leicht aufkommt.

Gefühle anderer respektieren und Beziehungen knüpfen
Wie kann man Gewalt vermeiden? Es kommt vor allem darauf an, dass man sich als einen Teil einer Gruppe versteht und versucht, sich über seine eigenen Gefühle und die der anderen klar zu werden. Was macht es, wenn ein Kumpel oder eine Freundin für eine Musikgruppe schwärmt, die du absolut ätzend findest? Überlege, ob du dem andern wirklich sagen sollst, was du von der Gruppe hältst. Halte dich zurück, wenn du meinst, du müsstest deine Meinung sagen: Es reicht völlig aus, wenn du sagst, dass du diese Band nicht toll findest. Verwende keine Kraftausdrücke, lache andere nicht aus, stelle niemanden bloß. Überlege, bevor du etwas Abwertendes sagst, wie es dem anderen, den du kritisierst, dabei geht. Nimm die Dinge einfach ein wenig lockerer, versuche andere und ihre Ansichten zu respektieren.

Auch wenn du glaubst, dass du anders bist als viele in deiner Klasse - versuche dich anderen anzuschließen und knüpfe Beziehungen. Gemeinsame Interessen und Aktivitäten schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Klar, dass man dann nicht so leicht aufeinander losgeht, als wenn man kaum etwas miteinander zu tun hat.

Trotzdem kann es immer wieder mal zu Übergriffen kommen. Schalte einen Streitschlichter ein, wenn du merkst, dass in einem Konflikt Gewalt im Spiel ist. Warte nicht, bis geprügelt wird, unternimm etwas, wenn du das Gefühl hast, hier droht Gewalt. Am besten ist es, wenn du selbst eine Ausbildung zum Streitschlichter machst. Dort erfährst du, wie du Konflikte ohne Gewalt löst und zwar so, dass bei Konfliktlösungen niemand als Verlierer dasteht.

Wenn es dennoch zu Übergriffen kommt, beginnt alles meistens verhältnismäßig harmlos: Jemand macht sich über einen anderen lustig oder beleidigt ihn bzw. sie. Nach einer Weile schlägt der Angegriffene zurück, es wird getreten, die beiden brüllen sich an, dann zückt einer ein Messer… Deshalb gilt: Hände weg von Gegenständen, die andere verletzen können, Hände weg von Waffen aller Art.

Enttäuscht, müde, Liebeskummer oder Stress in der Schule? Sprich mit einem Erwachsenen, dem du vertraust, über deine Gefühle. Je mehr du versuchst, deinen Ärger zu unterdrücken, umso schlimmer wird die Situation für dich.

 

Denke daran, dass …

… du auf deine Gefühle achtest und sie nicht unterdrückst. Wer "aus Vernunft" nachgibt, hat oft das Gefühl, der Verlierer zu sein. Höre auf deine Gefühle und sprich darüber, wenn du dich von anderen benachteiligt oder angegriffen fühlst.

… du dir bewusst machst, dass bereits Schreien und lautes Schimpfen Gewalt auf andere ausüben. Gewalt erzeugt Gewalt; häufig wird sie im Verlauf eines Konfliktes immer schlimmer. Durchbreche die Gewaltspirale, indem du über deine Gefühle sprichst.

… Sport und Bewegung helfen, Stress und Aggressionen abzubauen. Der Konflikt ist damit nicht aus der Welt, du bist aber ein wenig entspannter.