Der Selbstmord

  • Autor: Dumas, Alexander

Monte Christo selbst wurde in seinem Hause von Haydee empfangen. Sie war überglücklich. Tränen der Freude standen in ihren Augen. Er drückte sie an sein Herz und küsste sie auf ihre edle Stirn. Seit einigen Tagen begriff Monte Christo, dass es nicht nur die eine Liebe im Leben gab - und dass er nochmals glücklich werden konnte.

Seine strahlenden Augen tauchten in die Blicke von Haydee, als sich plötzlich die Tür öffnete und der Diener den Grafen von Morcerf meldete. Haydee zog sich dezent zurück.

Die folgende Unterredung war ebenso heftig wie kurz. Fernand von Morcerf eröffnete Monte Christo, dass er gekommen sei, sich mit ihm zu schlagen, da sein Sohn offenbar zu feige dazu gewesen sei.

"Ihr Sohn ist nicht feige. Sie kennen seine wahren Gründe noch nicht, Fernand!", verteidigte Monte Christo Albert.

"Wie, Sie wagen es, mich mit meinem Vornamen anzureden? Und mit welchen Recht mischen Sie sich in meine Angelegenheiten und urteilen über meine Vergangenheit?"

"Mit dem Recht der Rache", erklärte Monte Christo.

"Rache? Was könnten Sie an mir rächen wollten?"

Der Graf von Monte Christo trat dicht an Morcerf heran. Dabei setzte er einen Matrosenhut auf. "Ich bin Edmond Dantes!"

Dieses Namens hätte es nicht mehr bedurft. Wenn die Vergangenheit die Kraft hat, wieder aufzustehen - wenn Schuld nach Jahren, Jahrzehnten noch brennen kann, so geschah es hier und jetzt.

Ein Stöhnen der Erkenntnis, wie es verzweifelter nicht denkbar ist, entrang sich der Brust Fernands von Morcerf. Er erkannte sofort, dass alles verloren war, dass es auf Erden keinen Platz mehr für ihn gab. Er drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer.

Dann ließ er sich in sein Haus fahren, dass er leer vorfand. Nach wenigen Minuten hallte ein Schuss durchs Haus. In seinem Arbeitszimmer hatte Morcerf seinem Leben ein Ende gesetzt.

Als Monte Christo davon erfuhr, flüsterte er: "Der Zweite!"