Virginia Apgar

Virginia Apgar (1909-1974)
Begründerin der Anästhesiologie und der modernen Neugeborenen-Untersuchung, des sogenannten „Apgar-Index“

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war Virginia Apgar eine der ganz wenigen Frauen, die Chirurgin werden wollten und gehörte 1933 zu den ersten Frauen überhaupt, die an der Columbia University ihr Medizin-Examen machten. In ihrer zweijährigen Assistentenzeit hatte sie bereits mehrere hundert Operationen erfolgreich durchgeführt. Dennoch hatte sie als Chirurgin immer wieder zu hören bekommen, dass Männer und sogar Frauen sich lieber von einem Mann operieren lassen wollten.

Virginia Apgar wechselte in die Anästhesie, ein Fachgebiet, das bis zu diesem Zeitpunkt in den US-amerikanischen Kliniken traditionell eine Aufgabe der Krankenschwestern war. Mit dem Fortschritt in der Medizin wurden die operativen Eingriffe jedoch immer aufwändiger, so dass in der Anästhesie gut ausgebildete Spezialistinnen dringend gebraucht wurden. Nur fünf Jahre nach ihrem Medizin-Examen wurde Virginia Apgar Leiterin der Anästhesieabteilung des Comlumbia-Presbyterian Medical Center, wo sie durch ihre Arbeit die Grundlagen für dieses medizinische Fachgebiet erarbeitete.

1949 ernannte sie die Universität zur ersten ordentlichen Professorin für Anästhesiologie der Vereinigten Staaten und etablierte damit dieses Fachgebiet als einen eigenen Zweig der Medizin. Auf dem Höhepunkt ihrer akademischen Karriere kehrte Virginia Apgar wieder in die medizinische Forschung zurück, wo sie sich von nun an mit der Geburtshilfe beschäftigte. Schon bald erkannte sie, dass man viele, sehr früh verstorbene Neugeborene leicht hätte retten können, wenn man sie unmittelbar nach der Geburt untersucht und sofort behandelt hätte.

Virginia Apgar entwickelte den nach ihr benannten Apgar-Index, der direkt nach der Geburt die fünf entscheidenden Aspekte der Gesundheit eines Neugeborenen prüft, und zwar Atmung (A), Puls (P), Grundtonus, d.h. die Muskelspannung (G), Aussehen, d.h. die Hautfarbe (A) und die Reflexe (R). Auf diese Weise wurden seit der Einführung des Apgar-Index im Jahr 1952 weltweit Millionen Neugeborener das Leben gerettet. Virginia Apgar hatte bei rund 17.000 Geburten mitgewirkt, als sie sich 1959 noch einmal einer neuen Aufgabe zuwandte. Sie wurde die Direktorin einer Stiftung, der National Foundation-March of Dimes, wo sie sich mit der Verhinderung von Geburtsschäden beschäftigte.