Der Tannhäuser

  • Autor: Autor Unbekannt

Einst lebte ein edler Ritter, der schon viel von der Welt gesehen und viele Länder bereist hatte. Eines Tages kam er auch zu jenem Berg, in dem Frau Venus lebte, eine über alle Maßen verführerische Frau. Sie und ihre Dienerinnen waren bildschön und so beschloss Tannhäuser, so der Name jenes Ritters, bei ihnen Station zu machen.

Tannhäuser blieb sogar eine sehr lange Zeit bei Frau Venus und ließ es sich dort so richtig gut ergehen. Doch eines Tages beschloss er, wieder seines Weges zu ziehen. Frau Venus aber wollte den tapferen Ritter nicht gehen lassen und bot alle Tricks auf, um ihn an sich zu binden. Sie wollte ihm sogar eine ihrer Dienerinnen zur Frau geben, so versprach sie ihm.

Der Ritter aber ließ sich nicht erweichen. Nein, er selbst wolle sich sein Eheweib aussuchen, sagte er zu Frau Venus. Und dann ging er. Je weiter Tannhäuser zog, desto mehr musste er über sein Leben bei Frau Venus nachdenken und ihn überkam die Reue. Nein, die Schuld, die er durch dieses freizügige Leben auf sich geladen hatte, wollte er büßen.

Und so zog Tannhäuser Richtung Rom, um Papst Urban seine vielen Sünden zu beichten. Der Papst aber wollte von all dem nichts wissen. „Dir vergebe ich erst“, so sagte er Tannhäuser ins Gesicht, „wenn der Stecken hier in meiner Hand grün wird und neue Blätter treibt. Vorher nicht!“ Mit diesen Worten schicke er den edlen Ritter, der für eine Zeit vom Pfad der Tugend abgekommen war, wieder auf die Straße.

Nun war Tannhäuser so verzweifelt, dass er sich keinen anderen Rat mehr wusste, als zurück zu Frau Venus zu gehen. Die nahm den Ritter natürlich froh wieder bei sich auf und er lebte dort bis an sein Lebensende.

Papst Urban aber staunte nicht schlecht, als drei Tage, nachdem ihn Tannhäuser verlassen hatte, sein Stecken tatsächlich wieder zu grünen anfing und zarte feine Blättchen trieb. Sofort schicke er seine Boten aus, um Tannhäuser zu suchen. Doch sie konnten ihn nicht finden, so gut sie auch suchten.

Seitdem gilt in der Kirche der Wahlspruch, dass man einen reuigen Sünder nicht einfach fortschicken, sondern ihm Buße und Reue gewähren soll, damit er zurück auf den Weg der Tugend findet.