Die Insel Monte Christo

  • Autor: Dumas, Alexander

Die Nacht vor der Abfahrt war die unruhigste, die Edmond je durchlebt hatte. In wilden Träumen wälzte er sich auf seinem Lager. Er sah Grotten mit Diamanten ausgelegt, die Wände bestanden aus Rubinen und die Säulen aus Perlen. Ihre Decken glänzten in reinstem Gold.

Als dann die Insel im Tageslicht am Horizont aufwuchs, konnte er seine Erregung kaum noch bändigen. Aber seine Arbeit erledigte er und auch der Austausch der Ware vom türkischen auf das Schmugglerschiff brachte er glücklich zu Ende.

Unter dem Vorwand eine junge Ziege zu jagen, entfernte sich Edmond, um sich die Gegend genauer anzusehen. Während dieser Zeit bereiteten seine Gefährten das Frühstück, schöpften Wasser an der Quelle, brachten Brot und Früchte an Land und bereiteten ein Feuer für den Braten.

Plötzlich sahen sie Edmond, der leichtfüßig wie eine Gämse von einem Fels zum nächsten sprang. Genau in dieser Sekunde glitt er aus, er strauchelte, stieß einen Schrei aus und verschwand. Alle sprangen gleichzeitig auf, um Edmond zu helfen.

Sie fanden Edmond blutend und beinahe ohne Bewusstsein. Sie flößten ihm etwas Rum ein und Edmond schlug die Augen auf. Der Kapitän forderte Dantes dringend auf, er solle versuchen aufzustehen, da sie ihre Ladung pünktlich abliefern mussten.

Dantes machte übermenschliche Anstrengungen, um dieser Aufforderung nachzukommen; doch bei jedem Versuch fiel er klagend und bleich zurück.

"Er hat sich die Rippen gebrochen", sagte der Kapitän leise. "Wir können ihn unmöglich transportieren. Edmond, wir lassen dir ein wenig Vorrat an Zwieback hier. Außerdem ein Flinte, Pulver und Blei um Ziegen zu erlegen. In acht Tagen kommen wir zurück, um dich abzuholen."

Jacopo bot sich sogar an, bei Edmond zu bleiben und auf seinen Anteil am Gewinn der Schmuggelware zu verzichten. Edmond war gerührt und drückte Jacopo freundschaftlich, war aber unerschütterlich in seinem Entschluss, allein zu bleiben.

So ließen die Schmuggler ihn alleine zurück. Als sie verschwunden waren, murmelte Dantes: "Es ist schon sonderbar, dass man unter solchen Menschen einen derartigen Beweis von Freundschaft und Ergebenheit findet." Dann schleppte er sich vorsichtig bis auf die Spitze eines Felsens, der ihm den Anblick des Meeres gewährte. Von dort sah er das Schiff absegeln.

Nach einer Stunde waren sie völlig verschwunden. Da erhob sich Dantes, geschmeidiger und leichter als eine Ziege, nahm seine Flinte und die Axt zur Hand und machte sich auf die Suche nach der Gotte, nach dem Schatz.