Rinaldini



1. In des Waldes tiefsten Gründen,
|: in den Höhlen tief versteckt :|
|: schläft der Räuber allerkühnster, :|
|: bis ihn seine Rosa weckt. :|

2. "Rinaldini!" ruft sie schmeichelnd,
|: "Rinaldini, wache auf! :|
|: Deine Leute sind schon munter, :|
|: Längst ging schon die Sonne auf!" :|

3.
Und er öffnet seine Augen,
|: lächelt ihr den Morgengruß; :|
|: sie sinkt sanft in seine Arme :|
|: und erwidert seinen Kuss. :|

4.
Draußen bellen laut die Hunde,
|: alles flüchtet hin und her; :|
|: jeder rüstet sich zum Kampfe, :|
|: ladet doppelt sein Gewehr. :|

5.
Und der Hauptmann, schon gerüstet,
|: tritt nun mitten unter sie: :|
|: "Guten Morgen, Kameraden! :|
|: Sagt, was gibt's denn schon so früh?" :|

6.
"Uns're Feinde sind gerüstet,
|: ziehen gegen uns heran." - :|
|: "Nun wohlan, sie sollen sehen, :|
|: dass der Waldsohn fechten kann!" :|

7.
"Lasst uns fallen oder siegen!"
|: Alle rufen: "Wohl, es sei!" :|
|: Und es tönen Berg und Wälder :|
|: rundherum vom Feldgeschrei. :|

8.
Seht sie fechten, seht sie streiten,
|: jetzt verdoppelt sich der Mut! :|
|: Aber ach! sie müssen weichen, :|
|: und vergebens strömt ihr Blut. :|

9.
Rinaldini, eingeschlossen,
|: haut sich mutig kämpfend durch :|
|: und erreicht im finst'ren Walde :|
|: eine alte Felsenburg. :|

10.
Zwischen hohen düst'ren Mauern
|: lächelt ihm der Liebe Glück; :|
|: Es erheitert seine Seele :|
|: Dianorens Zauberblick. :|

11.
"Rinaldini! Lieber Räuber!
|: Raubst den Weibern Herz und Ruh! :|
|: Ach! wie schrecklich in dem Kampfe, :|
|: wie verliebt im Schloss bist du!" :|