Schutzlos

  • Autor: Beecher Stowe, Harriet

Als St. Clare seinen letzten Atemzug getan hatte, wurde sein ganzes Haus von Trauer und Entsetzen ergriffen. St. Clare war in der Blüte seiner Jahre gefällt worden. Tom dachte nicht ein einziges Mal daran, dass dieser Schlag ihn in die hoffnungslose Sklaverei zurückstieß. Niemand auf der Welt ist so allein und schutzlos wie ein Sklave nach dem Tod seines Herrn. Nach dem Begräbnis aber, das in Prunk und Gebeten an ihnen vorbeirauschte, wurde den Sklaven im Haus St. Clare schnell klar, dass sie von nun an der kalten und herrischen Marie ausgeliefert waren. Alle Nachsicht und alle Vorteile des Hauses St. Clare waren auf Augustin zurückgegangen. Marie war kaltherzig und grausam.

Rosa bekam es als Erste zu spüren. Sie hatte bei einer Anprobe geholfen, die Herrin hatte sie zurechtgewiesen, sie hatte frech geantwortet und nun hatte Marie einen Zettel geschrieben für das Peitschenhaus. Rosa kam mit dem Zettel völlig aufgelöst bei Miss Ophelia an. "Oh, Miss Ophelia, wenn ich in das Peitschenhaus muss, zu diesen Männern, die die Menschen auspeitschen, dann möchte ich lieber sterben!" Rosa weinte und war völlig verzweifelt. Miss Ophelia versuchte, Marie umzustimmen, fand aber kein Gehör. Marie badete in Selbstmitleid und klagte über den Tod der Tochter und des Mannes, obwohl sie sich um beide Zeit ihres Lebens kaum gekümmert hatte. In langen Beratungen mit St. Clares Bruder Alfred und ihrem Anwalt entwarf Marie den Plan, Haus und Sklaven zu verkaufen und mit nur einigen persönlichen Sklaven auf die väterliche Farm zurückzukehren.

Tom hörte von dem Plan und ging zu Miss Ophelia. "Miss Ophelia, der Herr hat mir meine Freiheit versprochen. Er hat schon alles eingeleitet und ich wollte fragen, ob es weiter getrieben werden kann?" Miss Ophelia betrachtete den treuen Tom. "Ich werde die Herrin fragen, Tom. Aber ich befürchte, ich kann dir wenig Hoffnung machen." Und so war es auch. Marie wollte keinem der Sklaven die Freiheit schenken. Als Miss Ophelia sie daran erinnerte, dass dies Evas Wunsch noch auf dem Totenbett gewesen sei, brach Marie in haltloses Schluchzen aus. "Alle sind gegen mich. Niemand sieht die großen Verluste, die ich erlitten habe. Niemand sieht, wie ich leide. Hinaus! Wo ist Mammy? Ich brauche mein Riechfläschchen." In der entstehenden Unruhe floh Miss Ophelia aus den Gemächern.

Es war Adolfo, der die schlechte Nachricht den Sklaven überbrachte. "Ich habe hinter dem Vorhang gelauscht. Wir werden alle verkauft." Unter den Sklaven breitete sich Unruhe und Angst aus. Miss Ophelia tat das Einzige, was sie für Tom noch tun konnte. Sie setzte einen Brief an die Shelbys auf mit der dringenden Bitte, Tom beizustehen. Am nächsten Morgen wurden Tom und Adolfo und ein halbes Dutzend andere Sklaven in den Sklavenspeicher getrieben. Dort sollten sie darauf warten, dass eine Sklavenauktion durchgeführt werden würde.