Das Kastell Iff

  • Autor: Dumas, Alexander

Als sich die Dämmerung an diesem Abend bleiern über das Meer senkte, wurde Edmond gefesselt zu einer Barke geführt. Man ruderte ihn schweigend hinüber zur Felseninsel, auf der sich das Kastell Iff erhob, einsam, dunkel und drohend.

Edmond zitterte am ganzen Körper. Er hatte immer noch an die Worte des Staatsanwaltes geglaubt, der ihm versprochen hatte, dass er am nächsten Morgen wieder frei wäre. Nun verstand er nichts mehr. Die monotonen Schläge der Ruder im Wasser verstärkten in ihm die Ausweglosigkeit seiner Lage. Er rief den Polizisten an: "Aber man wird mich doch nicht in Kastell Iff einsperren. Es ist ein Staatsgefängnis für große politische Verbrecher. Ich habe kein Verbrechen begangen."

Beinahe im selben Augenblick erschütterte ein heftiger Stoß das Schiff. Dantes begriff, dass man angelangt war. Seine Wächter zerrten ihn die Steinstufen empor, die ihn in ein unterirdisches Verlies brachten. Nackte, schwitzende Wände wurden von einer Art Lampe beleuchtet und ein gemein aussehender Gefangenwärter sagte:

"Das ist Ihr Zimmer. Hier ist Brot und ein Krug mit Wasser. In einem Winkel da hinten liegt Stroh. Das ist alles, was ein Gefangener braucht." Mit diesen Worten nahm er die Lampe und die Gefängnistür wurde geschlossen. Dantes befand sich nun allein in der Finsternis. Still, stumm und düster, umfing sie ihn.

Drei Tage später stand Herr von Villefort vor Ludwig XVIII. in Paris. "Sire, ich bin so rasch wie möglich hierher gereist, um Eurer Majestät mitzuteilen, dass ich eine ernst zu nehmende Verschwörung entdeckt habe. Napoleon bemannt drei Schiffe. Er beabsichtigt die Insel Elba zu verlassen um wahrscheinlich in Neapel oder gar in Frankreich an Land zu gehen."

Der König erkundigte sich, woher Villefort seine Informationen hatte. Dieser berichtete ihm vom Verhör mit Dantes. Ohne dabei den Brief zu erwähnen. Plötzlich öffnete sich die Türe und der Polizeiminister trat ein, zitternd und bleich. "Sire, welch furchtbares Unglück. Napoleon hat am 26. Februar Elba verlassen und ist am 1. März gelandet."

"Wo? In Italien?", fragte der König rasch.

"In Frankreich, Sire, in einem kleinen Hafen bei Antibes. Nur etwa 250 Meilen von Paris entfernt."

Ludwig XVIII. wurde sehr zornig und warf seinem Polizeiminister Unfähigkeit vor. Herrn von Villefort dagegen überreichte er das Kreuz der Ehrenlegion, als Zeichen seines Dankes. In den Augen Villforts schwamm eine Träne stolzer Freude. Auf Befehl des Königs, begab er sich zu seiner Unterkunft, um in Kürze Paris zu verlassen und nach Marseille zurück zu kehren.