Konkurrenz

  • Autor: Twain, Mark

Mein Einfluss im Tal der Heiligkeit hatte gewaltige Ausmaße angenommen. Ich nahm mir vor, ihn auch zu nutzen. Die richtige Idee kam mir, als ich am nächsten Morgen einen auf Seifenwerbung spezialisierten Ritter heranreiten sah.

Irgendwie musste es mir doch gelingen, die Mönche wieder zum Baden zu bewegen. Also fühlte ich bei einem Bruder vor:

"Würdest du nicht gerne ein Bad nehmen?"

"Edler Herr, wie gerne täte ich das. Aber es ist verboten. Die Quelle wird erneute versiegen, wie es vor langer Zeit geschehen ist."

Dann seufzte er so kummervoll, dass ich beschloss, beim Abt um eine Sondergenehmigung zu fragen. So ging ich zum Abt und schlug ihm vor, das alte Bad wieder zu errichten.

"Mein Sohn, willst du das heilige Wasser für immer vertreiben?", fragte dieser entsetzt.

"Ehrwürden, lassen Sie mich das Bad wieder aufbauen und ich verspreche, die Quelle wird ewig fließen."

"Das versprichst du? Also geh - und beginne dein Werk."

Meine Jungs und ich machten uns gleich ans Werk. Die Ruinen des alten Bades befanden sich im Keller des Klosters und es fehlte kein Stein.

Nach zwei Tagen war alles erledigt. Das Wasser wurde ins Becken eingelassen - ein geräumiges Becken mit klarem, reinem Wasser, so groß, dass man sogar darin schwimmen konnte. Der alte Abt traute sich als Erster. Schwarz und zitternd stieg er hinein und weiß und frohgemut tauchte er wieder auf.

Was für ein Erfolg. Im Tal er Heiligkeit hatte ich eine wichtige Schlacht geschlagen. Ich war bereit, weiterzuziehen. Doch da ereilte mich ein derber Rückschlag. Ich bekam eine schwere Erkältung, die mein Rheuma wieder aufleben ließ.

Sandys unermüdliche Pflege und die vielen Aufmerksamkeiten der Menschen sorgten dafür, dass es mir bald wieder besser ging. Nur meine arme Jungfer war von meiner Pflege so erschöpft, dass wir übereinkamen, sie solle sich im Kloster ausruhen, bis ich wieder kam.

Mein Plan war, mich als Freier aus dem Bauernstand zu verkleiden und ein oder zwei Wochen zu Fuß durch das Land zu wandern.

Eines Morgens unternahm ich einen langen Spaziergang, um meine Muskeln auf die bevorstehende Reise vorzubereiten. Da entdeckte ich eine künstliche Öffnung in der Wand, die ich als eine Einsiedelei erkannte. Sofort beschloss ich, mir die Örtlichkeiten genauer anzusehen. Zu meiner Überraschung war der Raum frisch gekehrt und gescheuert und ganz hinten im Dämmerlicht hörte ich das leise Klingeln einer Glocke und den Ausruf: "Hallo Zentrale. Ist dort Camelot?"

Was für eine fantastische Wendung. Die Höhle eines mittelalterlichen Einsiedlers war zur Fernsprechzelle umfunktioniert wurden. Der Telefonist trat ans Licht und ich erkannte einen meiner jungen Burschen. Ich fragte ihn, seit wann es dieses Büro gäbe.

"Seit Mitternacht, edler Sir Boss."

"So ruft Camelot an und lasst mich mit Clarence verbinden."

Das tat er und es war eine Wohltat, die Stimme meines Jungen zu hören. Mir war, als sei ich zu Hause. Nach einigen herzlichen Begrüßungsworten und einem kurzen Bericht über meine gerade überstandene Krankheit fragte ich ihn, was es Neues gäbe.

"Der König und die Königin und viele vom Hofe sind eben im Begriff zu deinem Tal abzureisen, um dem Wasser Huldigung zu erweisen. Sie werden wohl in drei Tagen bei dir sein. Außerdem hat der König beschlossen, ein stehendes Heer aufzustellen. Leider hat er dafür nur Männer aus dem Adel berufen und nicht einen deiner Leute aus West Point. Zwei der Bewerber werden mit ihm anreisen."

"Das gefällt mir aber gar nicht. Du musst unverzüglich veranlassen, dass mein bester Mann aus der Schule hierher ins Tal der Heiligkeit kommt."

Clarence versprach, sich augenblicklich darum zukümmern und ich begab mich wieder zurück ins Kloster. Dort lief gerade eine interessante Vorführung, eines angeblichen Zauberers aus Asien. Er behauptete, über jede Person auf unserer Welt den derzeitigen Aufenthaltsort und dessen Tätigkeit bestimmen zu können. Diesem elenden Schwindler wollte ich das Handwerk legen. Ich trat hervor und fragte:

"So könnt Ihr mir sicherlich mitteilen, wo sich unser König Artus gerade befindet, und was er macht."

Der Zauberer zögerte kurz und erklärte dann: "Der König ist ermüdet von der Jagd und liegt seit drei Stunden in seinem Palast in traumlosem Schlaf."

"Was, wenn ich Euch sage, der König schläft nicht, sondern er reitet."

Der Magier geriet in Zorn und sagte: "Wahrlich, wenn ich es Euch sage, der König und sein Hofstaat schlafen. Aber sie werden morgen Früh reiten - sie unternehmen eine Reise zur See."

"Das ist eine Lüge", rief ich. "Der König und sein Hofstaat befinden sich auf dem Weg ins Tal der Heiligkeit. Wenn er nicht in drei Tagen hier eintrifft, werde ich auf einer Stange reiten; wenn er kommt, werde ich dich auf der Stange reiten lassen."

Der Treffer saß. Unnötig zu erklären, wer am dritten Tag auf der Stange reiten musste.

Der König traf mit großem Gefolge ein. Er hatte die gesamte Verwaltung mitgebracht, die zur Auswahl und Prüfung neuer Armeebewerber zuständig war. Er hatte diese Angelegenheiten weitaus mehr vorangetrieben, als ich es vermutet hatte. Mein Kandidat war in der Zwischenzeit auch angekommen und ich war ungeduldig, der Kommission zu beweisen, um wie viel besser mein Mann aus West Point war als so ein dahergelaufener Adliger.

Leider muss ich gestehen, dass ich hier einen derben Rückschlag hinnehmen musste. Als die Prüfer zu Beginn erfuhren, dass mein Bewerber von keiner namhaften Familie abstammt, sanken seine Chancen unter null. Sie wollten ihn nicht einmal zur Prüfung zulassen. Nur meinem Einfluss war es zu verdanken, dass er zu allen Aufgaben befragt wurde und jede Kategorie, wie erwartet, mit Bravour bestand.

Doch all das half nichts. Ich schämte mich, meinem enttäuschten Kadetten ins Gesicht zu sehen. Ich schickte in nach Hause und bat ihn um Geduld. Offenbar war es nicht der richtige Zeitpunkt, aber ich würde auf keinen Fall aufgeben.