Beatrix Potter

Beatrix Potter (1866-1943)
Kinderbuchautorin und -illustratorin, Botanikerin und „Entdeckerin“ der Flechten

Beatrix Potter wurde 1866 als erstes Kind einer wohlsituierten Londoner Familie geboren; ihre Eltern waren jedoch so sehr in das gesellschaftliche Leben Londons eingebunden, dass sie für Beatrix und später auch für ihren sechs Jahre jüngeren Bruder William fast keine Zeit hatten. Die einzige Bezugsperson der Kinder war ihre strenge Kinderfrau, und sie war es auch, die die Kinder mit Märchen und Hexengeschichten vertraut machte.

Beatrix und William verlebten ihre Jugend abseits von anderen Menschen, und daher kam es, dass Beatrix noch als Erwachsene sehr scheu und zurückhaltend war. Beatrix ging nicht zur Schule, sondern wurde von einer Gouvernante unterrichtet. Die Gouvernante hatte viel Verständnis für das Interesse der Potter-Kinder an der Natur und am Zeichnen, und förderte sie darin sehr. Beatrix und William hatten eine ganze Menge Haustiere, die sie jahrelang pflegten. Als Beatrix acht Jahre alt war, erkannten ihre Eltern ihr außergewöhnliches zeichnerisches Talent und ließen ihr von diesem Zeitpunkt an über viele Jahre Kunstunterricht erteilen.

Beatrix Potters Familie war in der Kunstszene sehr versiert und mit namhaften Künstlern ihrer Zeit persönlich bekannt, dazu kam, dass auch Beatrix´ Mutter sehr gerne und gut zeichnete. Beatrix war sehr vielseitig interessiert, sie befasste sich gern mit Geschichte, Politik, Literatur, Geologie und Botanik. Etwa zehn Jahre lang beschäftigten sich sehr intensiv mit Pilzen und Flechten, sie sammelte, skizzierte und aquarellierte jede Art von Pilz, die sie fand. Bei ihren Studien gelangte sie zu der Erkenntnis, dass Flechten eine Symbiose zwischen Algen und Pilzen sind.

Ihre These trug sie ihrem Onkel, Sir Henry Roscoe, vor, der ein bekannten Chemiker war. Onkel Henry ermutigte sie zum Weiterforschen und stellte sie dem Direktor der Königlichen Botanischen Gärten, Sir William Thistleton-Dyer, vor. Thistleton-Dyer warf jedoch nur einen kurzen Blick auf ihre Bilder und verwarf sie als „zu künstlerisch“. Sie versuchte danach noch zweimal bei William Thistleton-Dyer Gehör zu finden, wurde aber jedes Mal abgewiesen.

Für ihre Pflanzen-Aquarelle fand Beatrix Potter zu Lebzeiten keine Publikationsmöglichkeit, sie wurden erst 1967, lange nach ihrem Tod, veröffentlicht. Ihr Onkel, Sir Henry, unterstützte sie dennoch, und es gelang ihm, dass ihr Aufsatz „On the Germination of the Spores of Agaricineae“, den sie 1896 über die Symbiose von Algen und Pilzen verfasst hatte, 1897 bei einem Treffen der Linné-Gesellschaft von einem Assistenten vorgetragen und sofort als wissenschaftliche Erkenntnis akzeptiert wurde. Anstatt diesen Aufsatz zu veröffentlichen, nahm ihn Beatrix Potter wieder mit nach Hause. Beatrix Potters Zurückhaltung hatte zur Folge, dass diese Erkenntnis erst zehn Jahre später in die allgemein akzeptierte botanische Lehre aufgenommen wurde und ihr Beitrag dazu völlig in Vergessenheit geriet.

Beatrix Potter wandte sich daraufhin der Kinderliteratur zu und schuf in ihren zahlreichen Büchern so bekannte und beliebte Figuren wie Peter Rabbit und Benjamin Bunny, die sie selbst illustrierte. Sie heiratete erst im Alter von 46 Jahren und hatte selbst keine Kinder. Einen Großteil ihres Lebens verbrachte sie auf dem Land, wo sie 1943 an den Folgen einer Lungenentzündung starb.