Marie Curie

Marie Curie (1867-1934)
Physikerin und Chemikerin, Entdeckerin der Radioaktivität, zweifache Nobelpreisträgerin

Marie Curie wurde 1867 in Warschau als Tochter eines Mathematik- und Chemieprofessors geboren. Da er sich keine Assistentin leisten konnte, half ihm seine Tochter viele Jahre bei der Arbeit im Labor. Obwohl Maries Interesse der Chemie galt, begann sie nicht sofort nach dem Abitur mit ihrem Studium. Sie arbeitete zunächst sechs Jahre lang als Erzieherin, vermutlich um ihrer älteren Schwester das Medizin-Studium zu finanzieren.

1891 begann sie als erste Frau, die an der Sorbonne zugelassen wurde, ihr Physikstudium, das sie drei Jahre später als beste ihres Kurses abschloss. Gleichzeitig absolvierte sie ein Mathematik-Studium, das sie nur ein Jahr später - diesmal als zweitbeste - beendete. Danach erhielt sie zunächst eine schlecht bezahlte Teilzeit-Assistentenstelle.

Ihr Lehrer, der Physiker Gabriel Lippmann, erkannte ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten und verschaffte ihr sofort eine volle Forschungsstelle im Fachgebiet der physikalischen Chemie, wo sich Pierre Curie bereits einen Namen gemacht hatte. Bald fanden Marie und Pierre nicht nur beruflich, sondern auch privat zusammen. Sie heirateten im Jahr 1895. Beide verstanden sich als ein Paar, das „zum Wohl der Wissenschaft und der Menschheit“ zusammen leben und zusammen arbeiten wollte. Maries Forschungen im Bereich der Radioaktivität begannen 1897, nachdem der französische Physiker Antoine Henri Becquerel herausgefunden hatte, dass Pechblende, das Erz, aus dem Uran gewonnen wird, Strahlen aussendet, die allein durch das Uran nicht erklärt werden konnten. Marie schloss daraus, dass in der Pechblende Elemente enthalten sein mussten, die eine viel höhere Radioaktivität als das Uran besaßen, und machte sich daran, diese Elemente zu isolieren.

Pierre fand diese Entdeckung so bedeutsam, dass er seine Studien über den Magnetismus aufgab, um zusammen mit Marie zu forschen. 1898 entwickelte sie eine neue Methode, die es ermöglichte, Elemente aus der Pechblende herauszulösen. Das erste, stark radioaktive Element, das sie isolierte, nannte sie zu Ehren ihres Heimatlandes „Polonium“, und noch in dasselbe Jahr fiel die Entdeckung des Radiums.

1902 erhielt Marie Curie als erste Frau in Europa den Doktortitel. Dennoch war damals das Interesse der etablierten Naturwissenschaftler an den Arbeiten der Curies sehr gering, das Forscherpaar erhielt kaum das nötige Geld, um seine Forschungen fortzusetzen. Dann kam 1903 die Wende. Noch vor der Veröffentlichung ihres Aufsatzes über das Phänomen der Radioaktivität, wie Marie Curie ihre Entdeckung nannte, wurde sie mit Pierre, ihrem Mann, und Becquerel mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Marie Curie ist damit die erste Frau, der der Nobelpreis verliehen wurde.

Während der Forschungsjahre mit Pierre Curie bekam Marie zwei Töchter. 1897 wurde Irène geboren, die als Chemikerin mit ihrer Mutter zusammenarbeitete und Maries wissenschaftliches Werk fortsetzte, sieben Jahre danach Eve, die später die Lebensgeschichte Marie Curies niederschrieb. Pierres früher Tod im Jahr 1906 - er kam durch einen Unfall mit einem Pferdefuhrwerk ums Leben - war privat ein schwerer Verlust für Marie und andererseits ein positiver Wendepunkt in Maries Karriere. Noch im selben Jahr übernahm sie Pierres Lehrstuhl an der Sorbonne und war damit die erste Frau überhaupt, die dort lehrte. Ihre Forschungen setzte sie mit großem Erfolg fort und erhielt 1911 den Nobelpreis im Fach Chemie, und zwar für die Isolierung von reinem Radium. Sie ist damit bis heute die einzige Frau, die den Nobelpreis zwei Mal verliehen bekam.

Während des I. Weltkrieges konzentrierte sich Marie auf die Erforschung der Röntgenstrahlung und konnte mit ihrer Tochter Irène die medizinischen Diagnoseverfahren entscheidend verbessern. Marie lernte Auto fahren und hielt sich oft in der Nähe der Front auf, wo sie bis Kriegsende etwa 150 Radiologie-Assistentinnen ausbildete und 200 Röntgen-Untersuchungsstationen in Belgien und Frankreich einrichten konnte. Mit diesen Geräten wurde etwa eine Millionen verwundeter Soldaten untersucht. In Paris gründete sie 1914 das „Radium Institute“, das nach ihrem Tod in „Curie Institute“ umbenannt wurde. Gleichzeitig errichtete Marie Curie in Warschau das Radium-Institut für angewandte medizinische Forschung, das von ihrer Schwester geleitet wurde.

In den zwanziger Jahren ging Marie Curie daran, Spenden für das Radium Institute zu sammeln, das sich zum Ziel gesetzt hatte, die medizinische Anwendbarkeit radioaktiver Strahlung zu erforschen. 1921 ging sie auf eine Vortragsreise in die USA, wo sie - nicht zuletzt vom amerikanischen Präsidenten - begeistert empfangen wurde und zahlreiche Spenden erhielt. Nach dem Erfolg der USA-Reise unternahm sie weitere Reisen in die ganze Welt. Sie nahm an vielen Konferenzen teil und bekam dabei immer wieder Mittel für ihr Institut.

Bei ihren vielfältigen Aktivitäten war nicht zu übersehen, dass Marie Curie Ende der 20er Jahre an ständiger Müdigkeit, Schwindel und Fieber litt. Dazu kam ein Dröhnen in den Ohren, auch ihre Sehkraft nahm kontinuierlich ab. Anfang der 30er Jahre verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand rapide. Marie Curie litt an Leukämie, sie hatte vernarbte Hände und das Haar fiel ihr in Büscheln aus, weil sie sich viele Jahre der Strahlung ungeschützt, mit bloßen Händen, ausgesetzt hatte.

Marie Curie starb im Sommer 1934 in einem Sanatorium. 1935, ein Jahr nach ihrem Tod, erhielt ihre Tochter Irène Joliot-Curie mit ihrem Mann Frédéric den Nobelpreis für Chemie. So ist Marie Curie die erste Nobelpreis-Trägerin, deren Tochter ebenfalls mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.