Reflexionen zum Grimme Online Award

Im Juni dieses Jahres wurden unsere Seiten mit dem Grimme Online Award, dem „Oscar“ des Internets, ausgezeichnet.

Micha Labbé und Preispatin Anja Backhaus

Besonders gefreut haben wir uns, dass wir den Preis in der Kategorie „Wissen und Bildung“ erhalten haben.  Dadurch hat die Jury, die aus Journalisten, Medienwissenschaftlern und Internet-Experten besteht, die Wichtigkeit von ernst zu nehmenden Kinderseiten unterstrichen. Kinderseiten sind eben nicht immer Kinderkram! In der Begründung heißt es unter anderem:
"Das "zzzebra Netz" ist eine im besten Sinne unmoderne Seite, die doch ganz auf der Höhe der Zeit ist: Sie nutzt das Web, um Kindern Wissen zu vermitteln. Sie tut dies umfangreich, mit Sinn für Traditionen und einer grenzenlosen Liebe zum Detail.“
Schon bei der Nominierung - aus über 1.700 eingegangenen Vorschlägen wurden nur 26 Internet-Seiten ausgesucht - fiel mir auf, dass ich als „Digital Immigrant“ eher zur Minderheit zählte. Das Gegensatzwort „Digital Natives“ bezeichnet Menschen, die in einer Zeit aufgewachsen sind, in der es die digitalen Technologien wie Computer, das Internet, Handys und MP3s schon gegeben hat.

„Digital Immigrants“ sind mit diesen Techniken dagegen nicht von klein auf vertraut, sondern adaptieren ihre Umwelt, um damit zu arbeiten. So drucken sie zum Beispiel einen Text aus, um ihn zu überarbeiten. Sie können sich nicht vorstellen, dass man lernen kann, während Musik oder gar ein Film im Hintergrund läuft, weil sie es selbst nicht können. Die Jury hat richtig erkannt, dass die neue Generation der „Digital Natives“ auf uns, die „Digital Immigrants“ nicht ganz verzichten kann. Insbesondere dann nicht, wenn es sich um Wertvorstellungen und die Weitergabe von Wissen handelt - in unserem Fall das Wissen der Kindheit.

Dieses Kinderwissen war bisher ein lebensnotwendiges Tool, um im späteren Leben klarzukommen - eben kein Kinderkram. Seitdem es Kinder gibt, gibt es auch dieses Wissen: Spiele, Lieder, Reime, Rätsel, Tricks, Streiche, Geschichten, Märchen usw. Es wird von Generation zu Generation mündlich weitergegeben – wohlgemerkt von einer Kindergeneration zur Nächsten, vorbei an der Kontrolle der Erwachsenen. Ohne es zu ahnen, spielen Kinder viele Spiele, die bereits in der Steinzeit gespielt wurden.

Immer mehr „Digital Natives“ wachsen jedoch ohne dieses buntgescheckte Wissen auf. Was werden sie der nächsten Kindergeneration vermitteln? Welche Folgen das Aufwachsen ohne Kindheit für die zukünftige Gesellschaft haben wird, wird sich noch herausstellen. Mit unseren Seiten möchten wir dieses Wissen festhalten und Allen einen freien Zugang dazu verschaffen. Ich werde ein wenig wehmütig, wenn ich mir vorstelle, dass zukünftige Kindergenerationen Dinge wie z.B. das uralte Spiel Schere, Stein, Papier, das es auf der ganzen Welt gibt, nur erlernen können, wenn sie im Netz darüber lesen. …aber besser so, als überhaupt nicht! Micha Labbé