Rosalyn Sussman Yalow

Rosalyn Sussman Yalow (geb. 1921)
Miterfinderin der Radioimmunanalyse (RAI), Nobelpreisträgerin

Rosalyn Sussmann wurde 1921 in New York im Stadtteil Bronx als zweites Kind einer jüdischen Immigrantenfamilie geboren. Ihr Vater hatte einen Laden für Papier und Zwirn und ihre Mutter nahm Näharbeiten an, um die Familie während der großen Wirtschaftskrise über Wasser zu halten. Beide Elternteile hatten keine höhere Schulbildung, doch sie vertraten immer die Überzeugung, dass jedes Kind, ob Junge oder Mädchen, seine Ziele erreichen könne, wenn es nur hart genug dafür kämpfte.

Nach ihrer Schulausbildung wollte Rosalyn gerne Medizin studieren, dann aber wurde ihr bewusst, dass sie als Frau und noch dazu als Jüdin keine Chance auf einen Studienplatz hatte. Statt Medizin studierte sie Chemie und Physik am Hunter College und machte 1941 ihren Abschluss in diesen Fächern. Damals hatten jedoch, wie ihr eine Hochschule ganz offen bestätigte, junge jüdische Frauen keinerlei Möglichkeit, als Assistenten an einer Fakultät für Physik zu arbeiten. Rosalyn nahm daher eine Sekretärinnen-Stelle bei einem Biochemiker der Columbia-Universität an und hoffte dabei, sie könne eines Tages an einem Kurs teilnehmen. Doch schon wenig später, nach dem Eintritt der USA in den II. Weltkrieg, wendete sich das Blatt und sie bekam eine Assistentenstelle - offensichtlich war durch den Krieg die Zahl der männlichen Studenten in den höheren Semestern stark zurückgegangen.

Sie promovierte 1945 und lehrte anschließend bis 1950 am Hunter College, wo sie selbst studiert hatte. 1947 wurde Rosalyn Yalow Mitarbeiterin am Veterans Administration Hospital in der Bronx, wo sie in Teilzeit als Fachkraft für Radioisotopen tätig war. Die Radioimmunanalyse oder RAI, wie sie heute angewandt wird, ist ein Verfahren, mit dem man winzige Mengen einer Substanz in einem Körper messen kann. Dazu werden radioaktive Substanzen als Indikatoren eingesetzt. Dieses Verfahren hat die Diagnosemöglichkeiten in der Medizin grundlegend verbessert und damit vielen Menschen eine frühe Behandlung ermöglicht. Dabei sind die Anwendungsmöglichkeiten der RAI sehr breit gefächert - Kriminologen nutzen sie, um Spuren tödlicher Gifte im Körper Verstorbener nachzuweisen. Als Rosalyn mit ihren Forschungen begann, gehörten Radioisotopen zu den modernsten medizinischen Geräten, die es gab, und Rosayln erkannte sofort die Möglichkeiten, die in dieser neuartigen Technik steckten.

Nachdem ihr das Institut keine Hilfsmittel zur Verfügung stellte, richtete sie sich selbst ein behelfsmäßiges Labor ein, wo sie einen Apparat konstruierte, mit dem sie die radioaktiven Substanzen messen konnte. In den folgenden fünf Jahren führte sie mit verschiedenen Ärzten acht Forschungsprojekte durch. Ab 1950 arbeitete sie über 20 Jahre lang sehr eng mit Solomon A. Berson, einem Internisten, zusammen, mit dem sie bis zu seinem plötzlichen Tod 1972 die RAI-Technik entscheidend voranbringen konnte. Nach weiteren Forschungen mit anderen Wissenschaftlern erhielt Rosalyn Yalow 1976 den angesehenen Albert-Lasker-Preis für medizinische Grundlagenforschung, darauf folgten weitere Preise und Auszeichnungen, bis sie 1977 als Krönung ihres Lebenswerks den Nobelpreis bekam.

Auf den Nobelpreis folgten zahlreiche weitere Preise, darunter die National Medal of Science, die höchste Auszeichnung, die in den USA für wissenschaftliche Forschungsleistungen vergeben wird. Rosalyn Yalow ist eine Wissenschaftlerin, die in ihrer aktiven Zeit auch immer die Belange der Frauen im Auge hatte und wiederholt forderte, dass mehr Frauen der Weg in die Wissenschaft geebnet werden sollte.

Die Welt, so Rosalyn Yalow kann es sich nicht leisten, die Hälfte ihrer Talente zu verschwenden. Dabei verstand sie sich nicht als „Karrierefrau“, die auf eine eigene Familie verzichten wollte. Mit ihrem Mann, Aaron Yalow, einem bekannten Physiker, bekam sie zwei Kinder, die ebenfalls eine wissenschaftliche Laufbahn einschlugen. Seit 1991 lebt Rosalyn Yalow im Ruhestand.