Wach auf, mein's Herzens Schöne



1.
Wach auf, meins Herzens Schöne,
zart Allerliebste mein.
Ich hör' ein süß Getöne
von kleinen Waldvöglein,
die hör' ich so lieblich singen,
ich mein, ich säh' des Tages Schein
vom Orient her dringen.

2.
Ich hör die Hahnen krähen
und spür den Tag dabei,
die kühlen Windlein wehen,
die Sternlein leuchten frei;
sing uns, Frau Nachtigalle,
sing uns ein süße Melodei,
sie neut den Tag mit Schalle.

3.
Der Himmel tut sich färben
aus weißer Farb' in Blau,
die Wolken tun sich färben
aus schwarzer Farb' in Grau;
die Morgenröt' tut herschleichen,
wach auf, mein Lieb und mach mich frei,
der Tag will uns entweichen.

4.
Ich sollt dir ein Boten senden,
der mir ein Botschaft würb.
Ich forcht, er tu sich wenden,
dass unser Lieb verdürb.
Schick dich zu mir alleine,
feins Lieb, bist unverzagt!
in Treuen ich dich meine.

5.
So darf ich niemands vertrauen,
Herzlieb, in diesem Fall;
Die Klaffer machen uns ein Grauen
der ist so große Zahl.
Wenn unser Lieb sich soll meiden,
Der Klaffer find man überall,
noch will ich mich nit scheiden.

6.
Du hast mein Herz umfangen
mit aller inbrünstigen Gier;
Ich bin so oft gegangen,
feins Lieb, nach deiner Zier.
Ob ich dich möchte ersehen,
so wird erfreut das Herz in mir,
die Wahrheit tun ich jehen.

7.
Mein Herz das leidet Schmerzen
darzu klägliche Pein.
Wo zwei Herzenlieb tun scherzen,
die einander nit künnen sein.
Keins tuts dem andern versagen;
so wird erfreut das Herz in mir,
die Wahrheit muss ich sagen.

8.
Selig ist Tag und Stunde,
darin du bist gebor'n.
Grüß Gott mir dein rot' Munde,
den ich mir hab' erkor'n.
Kann mir kein Liebre werden:
Schau, dass mein Lieb nicht sei verlor'n!
Du bist mein Trost auf Erden.

9.
Feins Lieb, merk auf mein Singen.
Es geschicht in keinem Scherz.
Der Klaffer will mich verbringen
mit seinem falschen Herz;
das bringt mir große Leiden.
Gott geb dir tausend guter Nacht!
Von hinnen will ich mich scheiden.