Die Heinzelmännchen
                                                                    
                                [von August Kopisch]
  Wie war zu Köln es doch vordem
  
  Mit Heinzelmännchen so bequem!
  
  Denn, war man faul, legte man sich
  
  Hin auf die Bank und pflegte sich:
  
  Da kamen bei Nacht,
  
  Eh mans gedacht,
  
  Die Männlein und schwärmten
  
  Und klappten und lärmten
  
  Und rupften
  
  Und zupften,
  
  Und hüpften und trabten
  
  Und putzten und schabten...
  
  Und eh ein Faulpelz noch erwacht,
  
  War all sein Tagwerk... bereits gemacht!
  
  
  Die Zimmerleute streckten sich
  
  Hin auf die Bank und reckten sich.
  
  Indessen kam die Geisterschar
  
  Und sah, was da zu zimmern war.
  
  Nahm Meißel und Beil
  
  Und die Säge in Eil!
  
  Sie sägten und stachen
  
  Und hieben und brachen,
  
  Berappppten
  
  Und kappten,
  
  Visierten wie Falken
  
  Und setzten die Balken..
  
  Eh sichs der Zimmermann versah...
  
  Klapp, stand das ganze Haus... schon fertig da!
  
  
  Beim Bäckermeister war nicht Not,
  
  Die Heinzelmännchen backten Brot.
  
  Die faulen Burschen legten sich,
  
  Die Heinzelmännchen regten sich -
  
  Und ächzten daher
  
  Mit den Säcken so schwer!
  
  Uns kneteten tüchtig
  
  Und wogen richtig,
  
  Und hoben
  
  Und schoben,
  
  Und fegten und backten
  
  Und klopften und hackten.
  
  Die Burschen schnarchten noch im Chor...
  
  Da rückte schon das Brot,... das neue , vor!
  
  
  Beim Fleischer ging es just so zu:
  
  Gesell und Bursche lagen in Ruh.
  
  Indessen kamen die Männlein her
  
  Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
  
  Das ging so geschwind
  
  Wie Mühl im Wind!
  
  Die klappten mit Beilen,
  
  Die schnitzten an Speilen,
  
  Die spülten,
  
  Die wühlten,
  
  Und mengten und mischten
  
  Und stopften und wischten.
  
  Tat der Gesell die Augen auf...
  
  Wapp! Hing die Wurst schon da... Im Ausverkauf!
  
  
  Beim Schulkind war es so: es hielt
  
  Es nicht mehr aus im Haus und spielt.
  
  Die Hausaufgaben ließ es sein,
  
  Die Männlein machten sie gar fein.
  
  Sie schreiben geschwind
  
  So wie der Wind.
  
  Sie rechnen und malen
  
  Die Ziffern und Zahlen
  
  Und krixeln
  
  Und kraxeln,
  
  Sie lasen, radierten,
  
  Sie basteln, kopierten.
  
  Und eh das Schulkind es gedacht,...
  
  War schon die Hausarbeit... bereits gemacht.
  
  
  Einst hatt ein Schneider große Pein:
  
  Der Staatsrock sollte fertig sein;
  
  Warf hin das Zeug und legte sich
  
  Hin auf das Ohr und pflegte sich.
  
  Da schlüpften sie frisch
  
  Auf den Schneidertisch:
  
  Sie schnitten und rückten
  
  Und nähten und stickten,
  
  Und faßten
  
  Und paßten,
  
  Und strichen und guckten
  
  Und zupften und ruckten.
  
  Und eh mein Schneiderlein erwacht, ...
  
  War Bürgermeisters Rock ... bereits gemacht!
  
  
  Neugierig war des Schneiders Weib
  
  Und macht sich diesen Zeitvertreib:
  
  Streut Erbsen hin die andre Nacht,
  
  die Heinzelmännchen kommen sacht:
  
  Eins fähret nun aus,
  
  Schlägt hin im Haus,
  
  Die gleiten von den Stufen
  
  Und plumpen hin in Kufen,
  
  Die fallen
  
  Mit Schallen
  
  Die lärmen und schreien
  
  Und vermaledeien!
  
  Sie springt hinunter auf den Schall ...
  
  Mit Licht: husch, husch, husch, husch! ... verschwinden all!
  
  
  O weh! Nun sind sie alle fort
  
  Und keines mehr hier am Ort!
  
  Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
  
  Man muß nun alles selber tun!
  
  Ein jeder muß fein
  
  Selbst fleißig sein,
  
  Und kratzen und schaben
  
  Und rennen und traben
  
  Und schniegeln
  
  Und bügeln,
  
  Und klopfen und hacken
  
  und kochen und backen
  
  Ach, daß es noch wie damals wär!
  
  Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!