Das verwünschte Schloss

  • Autor: Autor Unbekannt

Zwischen Schwerte und Wandhofen, auf dem Gebiet der Wandhofer Heide, stand vor langer Zeit einmal ein großes und prächtiges Schloss. Von dessen Geschichte aber weiß man heute nur noch so viel, dass sein letzter Besitzer dort in voller Pracht und Üppigkeit lebte, aber einen Bund mit dem Bösen geschlossen hatte, um sich all seine Wünsche erfüllen zu können.

Lange Zeit ging das Geschäft zwischen dem Edelmann und dem Teufel auch gut. Aber irgendwann schlich sich Missgunst in das Verhältnis der beiden so ungleichen Gesellen ein, worauf der Teufel den Ritter zu sich ins Reich holen wollte.

Weil dessen Lebzeit aber noch nicht abgelaufen war, verlor der Teufel in dem Moment seine Macht über Schloss und Bewohner, als er es unsichtbar machte, um es mit allem, was sich darin befand, in die Tiefe seines Reiches zu holen. Und weil er seine Macht über den Mann und dessen Hab und Gut verloren hatte, konnte er nichts davon in die Hölle bringen.

Das Schloss blieb an seiner alten Stelle, es wurde nur leider nie wieder sichtbar. Nur alle 100 Jahre, so weiß man heute, kann es sich in einer Vollmondnacht wieder einmal für kurze Zeit in voller Pracht zeigen.

Zuletzt wurde das Schloss von einem sehr angesehenen Mann aus Wandhofen erblickt. Diesen führte eine Reise gerade um Mitternacht über die Wandhofer Heide. Und wie es der Zufall wollte, war es eine dieser Vollmondnächte, in denen das Schloss zu sehen war. Als der Mann nun so über die Heide ging, verschwand unter seinen Füßen plötzlich der Weg, auf den er gerade noch seinen Fuß gesetzt hatte.

Und vor sich – er traute kaum seinen Augen – tauchte plötzlich wie aus dem Nichts das große, schöne und hell erleuchtete Schloss auf, aus dem ihm Jubel, Trubel und Heiterkeit entgegen schallte. Der Mann blieb einen Moment wie angewurzelt stehen. Als ihm dann aber die Geschichte von dem verwunschenen Schloss in den Sinn kam, lief er erschrocken davon.

Doch er konnte den Weg nicht mehr finden! Der Schreck fuhr ihm in die Glieder. Mindestens zwei Stunden lang lief er voller Angst durch die Gegend und konnte nichts entdecken, was ihm bekannt vorkam.

Dann aber hörte er in weiter Ferne Menschen dreschen und er ging dem Geräusch nach, bis er schließlich, glücklich über alle Maßen, das Dorf Wandhofen wieder erreichte.

Am anderen Morgen wollte er seinem nächtlichen Abenteuer noch einmal nachspüren und ging mit vielen Leuten an die Stelle zurück, an der er das Schloss gesehen und die Musik gehört hatte. Aber er und seine Leute fanden nichts. Nur an einer Stelle, die ein wenig hügeliger war als alle anderen, wehte dem Mann ein feiner Schwefelgeruch in die Nase.