Barbara McClintock

Barbara McClintock (1902-1992)
Genetikerin, Entdeckerin der „springenden Gene“, Nobelpreisträgerin für Medizin und Physiologie

Barbara McClintock wurde 1902 als dritte Tochter eines Arztes geboren. Obwohl die Familie der Mittelschicht angehörte, konnte Barbara nur gegen den Widerstand ihrer Mutter ein Studium beginnen. Barbaras Wunsch war es, Pflanzenzucht zu studieren, aber das Mädchencollege in Cornell ließ keine Mädchen für dieses Fach zu. So nahm sie als Hauptfach Botanik und wandte sich erst in vollem Umfang der Genetik zu, als sie bereits an ihrer Dissertation arbeitete.

1926 verfasste sie ihren ersten wissenschaftlichen Beitrag über die Genetik des Maises, ein Jahr später erhielt sie ihren Doktortitel im Fach Botanik. Bereits 1931 berichtete sie erstmals über die Existenz "springender Gene" (Transposome) und brachte ihre Beobachtungen in den 1940er Jahren immer wieder zur Sprache, ohne dass Fachkollegen dafür Interesse zeigten. Ein Grund dafür war sicher, dass es damals Frauen grundsätzlich schwerer hatten als ihre männlichen Kollegen. Ihre Argumente mussten immer besonders überzeugend sein, was nicht einfach war: Außerdem war Barbara McClintock eine Einzelgängerin, die die meiste Zeit bei ihren Maispflanzen verbrachte und kaum mit Kollegen in Kontakt war; sie war auch die einzige Frau auf diesem Forschungsgebiet. Alles zusammen führte dazu, dass Barbara McClintock in den 30er Jahren immer wieder arbeitslos war.

Glücklicherweise hatte ihr ein früherer Kollege des Cornell Colleges zu einem Forschungsstipendium des Carnegie Instituts verholfen, wo sie ab 1941 ihre wissenschaftlichen Arbeiten weiterführen konnte. Als sie 1944 als dritte Frau in die amerikanische National Academy of Sciences gewählt wurde, sagte sie in ihrer Dankesrede: "Ich war verblüfft. Juden, Frauen und Neger sind es gewöhnt, diskriminiert zu werden, und erwarten nicht viel. Ich bin keine Feministin, aber ich freue mich immer, wenn unlogische Barrieren durchbrochen werden."

1951 gelang Barbara McClintock der Beweis für die Existenz der „springenden Gene“, d.h. der Transposome. Sie konnte nachweisen, dass die Erbsubstanz nicht nach den festen Regeln, wie Mendel sie formuliert hatte, weitergegeben wurde, sondern veränderbar war. Stresssituationen und Umweltgifte können solche Veränderungen auslösen, wobei so genannte Springgene (jumping genes) dafür sorgen, dass Gene ihren Ort im Chromosom verändern können.

Nachdem sie ihre Bahn brechenden Erkenntnisse über die Transposome publiziert hatte und auch weiterhin niemand Interessen an ihrer Forschung hatte, hörte sie auf zu publizieren. Viele Jahre arbeitete sie im Verborgenen, oft zehn, zwölf und mehr Stunden am Tag. Finanziert wurde ihre Forschung durch das Carnegie Institute, das, wie sie annahm, aus Versehen seine Zahlungen niemals einstellte. Schließlich stießen auch andere Wissenschaftler auf das Phänomen der Transposome, und so kam es, dass Barbara McClintocks wissenschaftliche Arbeit nach vielen Jahren endlich die verdiente Anerkennung fand.

1978 erhielt sie als erste offizielle Würdigung den Rosenstiel-Preis. Ein Jahr später bekam sie das Ehrendoktorat der Rockefeller und der Harvard University. 1981 folgte der McArthur Laureate-Preis, der mit einem jährlichen Stipendium von 60.000 Dollar verbunden war, das lebenslang ausgezahlt wurde. Der Höhepunkt ihrer wissenschaftlichen Anerkennung war 1983 der Nobelpreis für Medizin und Physiologie.

Barbara McClintocks Forschung war die Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente und half, neue Theorien über die Entstehung und Metastasenbildung des Krebs zu entwickeln. Obwohl die Wissenschaft ihre Arbeit jahrzehntelang ignoriert hatte, war Barbara McClintock keineswegs verbittert, sondern bis zuletzt der Überzeugung, dass sie ein sehr glückliches Leben verbracht habe.