Martha Coston

Martha J. Coston (1826-1886)
Erfinderin des ersten modernen Signallicht-Systems für die Hochseeschifffahrt, Unternehmerin

Martha J. Coston wurde 1826 in Baltimore geboren. Sie war erst vierzehn, als sie mit ihrem Jugendfreund, dem damals 19-jährigen Benjamin Coston durchbrannte, den sie kurz darauf heiratete. Benjamin war bereits als Erfinder eines Unterwasserfahrzeugs anerkannt.

Als Benjamin Coston bei einem Forschungslabor der Marine in Washington angestellt wurde, zog die Familie nach und gehörte bald zu den privilegierten Familien in der Hauptstadt. Während dieser Zeit bekam Martha in rascher Folge vier Söhne. Plötzlich wendete sich das Blatt. Benjamin zog sich eine schwere Erkältung zu und starb kurz darauf. Wenig später starben auch Marthas jüngster Sohn und ihre Mutter. Mit erst 21 Jahren war Martha Witwe und mit drei kleinen Kindern auf sich allein gestellt. Zu allem Unglück kam noch, dass Benjamins Verwandte und Geschäftspartner das Firmenvermögen geplündert hatten, so dass der Bankrott unmittelbar drohte.

In dieser fast ausweglosen Situation stieß Martha auf technische Skizzen in Bens Nachlass. Benjamin Coston hatte umfangreiche Notizen angefertigt, darunter auch Entwürfe und Pläne für ein pyrotechnisches Signallicht-System für die Schifffahrt. Als Martha feststellte, dass das von Ben entworfene Signallicht nicht funktionierte, beschloss sie, selbst an diesem Projekt zu arbeiten und entwickelte im Lauf von zehn Jahren ein leuchtend weißes und ein knallrotes Signal. Jetzt fehlte ihr noch die dritte Farbe, damit das Gerät dem Standard des Seezeichen-Codes entsprach.

Nachdem sie einige Jahre mit Chemikern zusammengearbeitet hatte, kam sie auf die Idee, mit den chemischen Bestandteilen von Feuerwerkskörpern zu experimentieren. Um ernst genommen zu werden, wandte sie sich unter dem Namen ihres Mannes an einen Hersteller von Feuerwerkskörpern. Mit der Hilfe eines Pyrotechnikers gelang es ihr, grünes Licht in der geforderten Qualität zu erzeugen und sie ließ ihre Erfindung im Jahr 1859 unter dem Namen „Pyrotechnic Night Signals“ patentieren. Im Februar 1859 empfahl C.S. McCauley, ein Kapitän der US Marine, Isaac Toucey, dem damaligen Chef der Marine, das von Martha Coston entwickelte Signallichtsystem. So bekam Martha von der Regierung den Auftrag, Signallichter im Wert von 6.000 Dollar zu liefern, die ihre Firma, die Coston Manufactoring Company, herstellte.

Während des amerikanischen Bürgerkrieges war das Coston-Signallicht ein entscheidender Vorteil für die Nordstaaten und rettete unzähligen Menschen das Leben. Im Jahr 1871 konnte Martha Coston eine weitere Verbesserung ihres Systems vorlegen, für die sie ebenfalls ein Patent erhielt. Dennoch hatte Martha Coston mit ihrer Erfindung nicht den Erfolg, den sie sich erwartet hatte. Im Gegenteil. Nachdem die Regierung einen Preisstopp für die Signallichter verhängt hatte und gleichzeitig die Inflation die Kosten immer weiter in die Höhe trieb, war die Produktion der Signallichter ein Verlustgeschäft. Martha beschloss daher, ihre Signallichter ins Ausland zu verkaufen, was ihr auch gelang. Bis zu ihrem Tod war Martha immer der Ansicht, dass sie für ihre revolutionäre Erfindung nie die Anerkennung erhalten hatte, die man ihr hätte gewähren müssen. So forderte sie für die Abtretung der Patentrechte an die Nordstaaten 40.000 Dollar, bekam aber nur die Hälfte, und von der französischen Regierung erhielt sie für die Patentrechte nur 8.000 anstatt der geforderten 20.000 Dollar.

Zwei ihrer Söhne, William und Harry, wurden ebenfalls Erfinder. William hatte eine Reihe von Farbcodes entwickelt, die auf Handelsschiffen und Yachten verwendet wurden, und Harry, der die Coston Manufactoring Company leitete, erfand eine spezielle Pistole, mit der man die Leuchtsätze der Signallichter zünden konnte. Für eine Verbesserung der Patronen für diese Pistole erhielt Leutnant Very ein Patent. Very gilt bis heute - völlig ungerechtfertigt - als der große Erfinder der Signalleuchten. Martha J. Coston starb im Jahr 1886.