Das Mayavolk

Im tiefen Dschungel von Mexiko und Guatemala lebte früher das Mayavolk. Zur Zeit von Jesu Geburt begannen die Menschen dieses Volkes, in kleinen Dörfern im Dschungel zusammenzuleben. Um eigene Zeichen für die Zahlen zu finden, schaute sich das Mayavolk in seiner Umgebung um. Da bekamen sie tolle Ideen: Das wichtigste Essen des Mayavolkes war der Mais. Daher malten sie ein Maiskorn für die Zahl 1. Ein Maiskorn kann wirklich jeder malen, das ist nämlich einfach ein kleiner Punkt. Für die 2 malte das Mayavolk zwei Maiskörner, für die 3 drei und so weiter. Bei der 5 malten sie jedoch keine fünf Punkte, sondern einen Strich. Nun ja, danach wird es wieder logisch: Die Zahl 6 ist ein Strich und ein Maiskorn. So konnte das Mayavolk weiterzählen, bis es zur 19 gelangte.

Manchmal wollte jemand zeigen, dass es zwar einen Zwanziger gab, aber keinen Einer. Wenn du das zeigen möchtest, schreibst du einfach eine 0. Die Menschen im Dschungel waren jedoch damals die ersten, die einen Begriff für diese leere Zahl hatten, und das schon 100 Jahre nach Christus. Erst 1000 Jahre später kam dieser Begriff nach Europa. Doch er kam nicht von den Erfindern aus Mexiko und Guatemala, sondern aus Indien. Allerdings schrieben die Mayas die 0 nicht so wie wir. Sie schauten wieder in ihrer Umgebung nach und fanden ein Schneckenhaus. Das Schneckenhaus wurde das Zeichen für die Zahl 0, da die Mayas glaubten, dass das Haus leer ist. So, jetzt kannst du also auch die 20 schreiben:

Ein Zeichen in der oberen Reihe zählte 20 Mal so viel, wie ein Zeichen in der unteren Reihe. So konnte das Mayavolk mit Maiskorn, Strich und Schnecke und durch das Schreiben in zwei Reihen Zahlen bis 399 schreiben:

Aber bei 399 hören die Zahlen ja  nicht plötzlich auf. Das wussten die Mayas natürlich auch und erfand für Zahlen über 399 einfach noch eine dritte Reihe.

In der dritten Reihe standen nun also 20 Zwanziger und das Mayavolk musste noch einmal die Zahlenform wechseln. 20 mal 20 = 400. In der dritten Reihe zählte ein Maiskorn, also so viel wie 400. Probiere doch mal dein Glück mit den Zahlen, die das Mayavolk hier geschrieben hat!

Den nächsten Wechsel musste das Mayavolk bei 20 mal 400 machen, das heißt bei der Zahl 8000, und dann wieder bei 20 mal 8000, das heißt bei 160 000.

Die Mayas hatten auch schon Kalender. Und zwar nicht nur einen, sondern gleich mehrere. In einem Kalender hatte das Jahr 18 Monate, und ein Monat 20 Tage. Damit kam das Mayavolk auf 360 Tage.

Die Menschen wussten aber, dass das nicht ganz stimmte. Daher führten sie einfach noch fünf extra Tage ein. Und schon hatte das Jahr 365 Tage! Wenn das Mayavolk Zeichen aufschrieb, die Zeit meinten, änderte sich die Bedeutung der Zeichen noch einmal. Puh, und jetzt wird's verzwickt: Da das Jahr im Mayavolk 360 plus 5 Tage hatte, wurde der Wechsel zwischen den Zahlen geändert. Der Wechsel konnte nun nicht mehr bis 400 warten, sondern musste schon bei 360 passieren.

Das Mayavolk schaffte es, mit nur drei verschiedenen Zeichen die unterschiedlichsten Zahlen zu schreiben. Die Reihe bestimmte, wie viel Maiskorn, Strich und Schneckenhaus denn wert waren...