Tom fährt zum Festmahl

  • Autor: Twain, Mark

Die lange Vorderseite des Palastes leuchtete auf der Flussseite in strahlendem Licht. So gegen neun Uhr abends schaukelten auf dem Wasser Boote und Kähne, soweit man blicken konnte. Jedes Boot war mit einem bunten Leuchter geschmückt, sodass der Fluss einem Farbenmeer glich. Auch die große Terrasse war malerisch anzusehen. Vom Palast führten Steinstufen zum Wasser hinab, die beiderseits mit Königlichen Wachen in glänzenden Rüstungen besetzt waren. Kammerherren in ehrenvollem Aufzug liefen geschäftig herum und gaben Anleitungen.

Auf Geheiß verschwanden die Bediensteten und erwartungsvolle Stille lag über dem Fluss. Vierzig oder fünfzig königlich geschmückte Boote legten bei der Treppe an. Die reich vergoldeten Boote waren mit Kunstschnitzereien versehen und Fahnen, Banner oder golddurchwirkte Tücher und wappenbestickte Teppiche waren zu sehen. Einige waren mit Seidenwimpeln versehen oder trugen silberne Glöckchen, die im Wind sanft klingelten.

Dann folgte eine Prozession mit bunt gekleideten königlichen Soldaten, gefolgt von vornehmen Herren, angeführt vom Lordkanzler in einer tiefroten Robe. Als sie sich alle vor den Booten aufgestellt hatten, stieg Lord Hertford, der Onkel des Prinzen rückwärts die Treppe hinunter. Sein schwarzes Wams war mit Goldfäden durchzogen. Danach ertönte die Fanfare und ein Bote verkündete feierlich: "Seine Hoheit, Lord Edward, Prinz von Wales!"

Salutschüsse blitzten über den Schlossmauern auf und die wartenden Menschen am Ufer jubelten begeistert. Aus dem Palast trat Tom Canty, der huldvoll sein prinzliches Haupt neigte. Er war der Held dieses Theaters. Dazu prächtig gekleidet in einem weißen Wams und einem golddurchwirkten Brustlatz, der mit Diamanten und Edelsteinen übersät war. Die Ärmelbesätze waren aus Hermelin und bei jeder Bewegung, die er machte, funkelte es im Schein der Festbeleuchtung.

Oh, Tom Canty vom Kehrichthof - in Armut geboren, aufgewachsen zwischen Dreck und Verderben - welch ein Anblick!